Lohnen sich Rentenfonds noch?

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Hypothetische Wertentwicklung von 10.000 US-Dollar seit Auflage des Ishares EMBI ETF. Die Auszahlung sollten bereits berücksichtigt sein. Grün ist der ETF. Blau der Referenzindex. Schön zu sehen, dass selbst vermeintlich geringe Verwaltungskosten von 0,45% p.a. über einen Zeitraum von knapp 6 Jahren bereits einen satten Rendite-Abschlag bedeuten. Quelle: iShares

Bei meiner Auswahl des iShares J.P. Morgan $ Emerging Markets Bond UCITS ETF (IE00B2NPKV68) spielten folgende Überlegungen eine Rolle:

  • Die VW-Hybrid-Anleihen werden nicht weiter steigen
  • Rendite von mindestens 5%
  • keine Aktien, sondern Anleihen
  • am Besten diversizifiert, d.h. ein ETF

Ein paar Tage nach dem Kauf lässt sich schon festhalten, dass die VW-Hybrid-Anleihen durchaus weiter steigen können (aktuell bei knapp 110%) und die Ausschüttungsrendite des Fonds bei nur noch knapp 5% liegt.

Vor dem Kauf waren grundsätzliche Überlegungen zu klären:

  • Wenn der Euro erstarkt, sinkt meine Rendite, weil die Auszahlungen in Dollar erfolgen
  • Wenn die Zinsen steigen, sinkt der Kurs der im ETF enthaltenen Anleihen und damit der Kurs des ETF. D.h. wenn ich dann verkaufe mache ich Kursverluste.
  • Wenn die Zinsen wieder steigen, dann werden irgendwann Anleihen in den ETF aufgenommen, die wieder höhere Zinsen abwerfen und die Auszahlungsrendite sollte dann wieder steigen, da der Kurs ja niedriger sein sollte.
  • D.h. mittlefristig sollten sich Kursentwicklung und Ausschüttungsrendite irgendwie ausbalancieren

Wenn man sich nun den Performance-Chart des ETF anschaut dann kennt der nur eine Richtung: nach oben.  Die letzten Jahre sorgten natürlich für satte Kursgewinne bei hochverzinsten Schwellenlandanleihen. Zusätzlich kommen noch die Auszahlungen hinzu. Aber auch der Kurs-Chart kennt nur eine Richtung.

Letztlich geht es deshalb um die Frage: Kann ein Rentenfonds unendlich steigen, wenn er alle Gewinne ausschüttet?

Und wenn ich ehrlich bin habe ich auf diese Frage kein befriedigende Antwort. Im Wertpapierforum gibt es trotz interessante Diskussion keine abschließende Anwort. Die Frage ist, ob unter den heutigen, bisher nie dagewesenen Zinsbedingungen (tief und lang) die grundsätzlichen Zusammenhänge zwischen Zinserhöhung und Kursverlust bei Anleihen überhaupt noch gelten (dieses Mal ist alles anders). Weiter stellt sich die Frage, ob man einen Rentenfonds nicht irgendwann verkaufen muss, weil er aufgrund der aktuellen Zinslage nicht mehr weiter steigen, sondern eigentlich nur noch fallen kann.
Die Diskussion im Wertpapierforum ist schon gut ein Jahr alt. Und seit mehr als 5 Jahren warnen viele Finanzberater vor Rentenfonds und empfehlen stattdessen Festgelt oder Tagesgeld. Der Tenor ist immer: Die Zinsen können nicht weiter fallen, deshalb können die Anleihenkurse und damit die Kurse der Rentenfonds nicht weiter steigen. Bisher lagen sie damit falsch.
In der Forumsdiskussion wird ein Artikel der Stiftung Warentestverlinkt. Als Beispiel wird ein aktiv gemanagter Renten-Fonds der Allianz geführt. Um es kurz zu machen: Über lange Sicht lies sich immer eine anständige Rendite mit Rentenfonds erzielen, aber ob das heute noch der Fall ist weiß niemand.

Der Ishares auf den JP Morgan EMBI thesauriert einen kleine Teil seiner Erträge. Das ist für mich eine Teil-Erklärung warum der Kurs weiter steigt und auch in Zukunft steigen wird. Die Thesaurierung erklärt den Kursverlauf des ETF allerdings nicht vollständig, denn die laut Bundesanzeiger vergleichsweise kleinen thesaurierten Beträge erklären nicht den größeren Kurszuwachs des ETF. In den vergangenen 4 Jahre wurden immer zwischen 4,2 und 4,7% ausgeschüttet. Die annualisierte Rendite aber betrug über die letzten 5 Jahre knapp 6% und lässt sich aus meiner Sicht daher nur durch die zusätzlichen Kursgewinne der Anleihen über die letzten Jahre im Rahmen der Niedrig-Zinsphase erklären.

Als Fazit bleibt für mich: Bei einer Zinserhöhung rechne ich mit Kursverlust. Und vielleicht stellt sich dann heraus, dass ich tatsächlich zu teuer gekauft habe. Trotzdem

  • Wenn die Zinsen steigen, habe ich immer noch zwischen 4 und 5%-Ausschüttungen die dann kurz- bis mittelfristig den Kursverlust abfedern können.
  • Langfristig wird der Kurs des ETF aufgrund der Thesaurierung steigen und
  • die Auschüttungsrendite wird mittelfristig wohl konstant bleiben. Wenn sie kurzfristig weiter sinkt, wird sie irgendwann wieder steigen.

Unterm Strich sollte es sich also lohnen.

 

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